Schulinterne LuL-Fortbildung

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Schulinterne LuL-Fortbildung

von links: Erik Walter, Philipp Schleicher, Bob Blume, Pascal Berkenheger, Lisa Kaun

KI als Chance für die Schule – Bob Blume zu Gast an der Offenen Schule Waldau

Bei unserer jüngsten schulinternen Lehrerfortbildung haben wir uns einem Thema gewidmet, das Schule und Gesellschaft gleichermaßen bewegt: Künstliche Intelligenz im Unterricht. Als besonderen Gast konnten wir Bob Blume an der Offenen Schule Waldau begrüßen – Lehrer, Autor, Podcaster und vielen als „Netzlehrer“ auf Social Media bekannt. Er ist in der deutschen Bildungslandschaft eine prägende Stimme, wenn es um die Transformation von Schule und Unterricht geht.

 

KI als Game Changer

Mit beeindruckender Klarheit machte Bob Blume deutlich: Künstliche Intelligenz ist nicht einfach nur ein weiteres digitales Tool. Sie ist ein fundamentaler „Game Changer“, der unser Bildungssystem tiefgreifend verändern wird. Die entscheidende Frage lautet nicht mehr „ob“ wir uns damit auseinandersetzen, sondern „wie“ wir Schule im Zeitalter der KI gestalten. Blumes Botschaft war klar: Wer sich dieser Entwicklung verweigert, verliert auf Dauer den Anschluss.

Für uns als Offene Schule Waldau ist dies nicht bedrohend, sondern Ansporn. Schon immer haben wir uns als (Versuchs-)Schule verstanden, die neue Wege geht und mutig ausprobiert. Die Herausforderung durch KI fügt sich damit in unsere Tradition, Innovation aktiv zu gestalten.

 

Sinnstiftendes Lernen in Zeiten der KI

Eine zentrale Frage, die Blume stellte, trifft ins Mark: „Warum sollte ich mich als junger Mensch anstrengen, wenn eine Maschine es in Sekunden für mich erledigen kann?“ Seine Antwort: Lernen muss mehr sein als das Abarbeiten von Aufgaben. Es muss Sinn stiften, berühren und zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen.

Für uns bedeutet das: Weg von reinen Produktaufgaben, die KI problemlos reproduzieren kann. Stattdessen rücken wir den Lernprozess ins Zentrum. Kritisches Denken, Quellenbewertung, reflektiertes Arbeiten und der Austausch miteinander werden die Kompetenzen sein, die zählen. Hausaufgaben – wenn überhaupt – müssen Aufgaben sein, die zum Denken herausfordern, nicht zum stupiden Produzieren.

Mit unserem Leitbild „Beziehung vor Erziehung vor Unterricht“ und unserem Fach „Freies Lernen“ haben wir dafür ein starkes Fundament. Hier leben wir bereits das, was Blume fordert: Lehrerinnen und Lehrer als Lernbegleiter, nicht bloß als Wissensvermittler. Aber klar ist auch: Wir müssen unsere Aufgabenkultur weiterentwickeln und die Prinzipien des Freien Lernens noch stärker in alle Fächer tragen. Denn Sinn, Relevanz und Beziehung kann keine KI herstellen – das bleibt zutiefst menschlich.

 

Ein Tag voller Impulse

Neben dem Beitrag von Bob Blume bot die Fortbildung eine beeindruckende Workshop-Vielfalt, die überwiegend von unseren Kolleginnen und Kollegen ausgerichtet wurden. In praxisnahen Formaten konnten die Teilnehmenden sich u. a. mit den KI-Tools von Fobizz vertraut machen – von Grundlagen im „Promptlabor“ und der Arbeitsblatterstellung bis hin zum Einsatz im Klassenzimmer und zur Frage einer neuen Prüfungskultur. Besonders gefragt waren Workshops zu Chatbots als Lernbegleiter, zu differenzierten Anwendungen im Fremdsprachenunterricht mit „toTeach“ sowie zu den Multimedia-Möglichkeiten von Fobizz – von Podcasts über Bildgenerierung bis hin zu Audio-Impulsen. Auch eigene Ideen zur Planung von Unterricht mit KI konnten erprobt und kritisch reflektiert werden.

So konnte jede und jeder – ob Einsteiger oder Fortgeschrittener – Anregungen für den eigenen Unterricht mitnehmen. Die Rückmeldungen waren eindeutig: Die Fortbildung wurde als sehr bereichernd erlebt. Sie vermittelte nicht nur Wissen, sondern auch neue Motivation für die eigene Unterrichtspraxis. Ich möchte daher auch an dieser Stelle meinen herzlichen Dank an alle Workshopleiter aussprechen!

 

Strukturelle Herausforderungen im Blick

Bob Blume machte in Richtung Bildungsverwaltung allerdings auch kritisch deutlich: Die von ihm skizzierten Veränderungen erfordern eine entsprechende technische Ausstattung – die an vielen Schulen fehlt oder nur unzureichend vorhanden ist. Wir an der Offenen Schule Waldau blicken zwar optimistisch auf unseren geplanten Neubau, doch auch hier bleibt die Frage der digitalen Ausstattung mit Endgeräten noch ungeklärt. Diese Herausforderung nehmen wir als Auftrag, gemeinsam mit Schulträger und Bildungsverwaltung nach tragfähigen Lösungen zu suchen – denn die beste pädagogische Vision braucht auch die passenden Rahmenbedingungen.

 

Fazit: Der Anfang einer notwendigen Transformation

Technisch sind wir mit Tools wie Fobizz und toTeach gut ausgestattet. Entscheidend aber ist, was Blume „Haltung“ nennt: kritisch reflektieren, bereit sein zur Veränderung und mutig neue Wege gehen – immer im Sinne unserer Schülerinnen und Schüler.

Der Tag hat gezeigt: Wir haben als Offene Schule Waldau mit unserem Fokus auf Beziehung, Prozessorientierung und selbstgesteuertes Lernen beste Voraussetzungen, die KI-Ära aktiv zu gestalten. Aber klar ist auch: Dies war erst der Anfang. Die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz wird uns weiter begleiten – als Herausforderung, aber vor allem als Chance, Schule neu zu denken.

Pascal Berkenheger

Schulleiter